Der Katastrophenwinter in der DDR 1978 / 79
Den Katastrophenwinter habe ich als Kind erlebt. Am Morgen des 28. Dezember 1978 herrschen in ganz Deutschland ca. 10 Grad über Null. Typisches Weihnachtstauwetter. Am Mittag fallen in Flensburg ein paar Regentropfen, dann Schneeflocken, und am Nachmittag und in der Nacht stürzen die Temperaturen plötzlich um fast 30 Grad Celsius. Die Warm-Kalt-Front schiebt sich bedrohlich vom Norden in den Süden, vom Westen in den Osten, über die innerdeutsche Grenze hinweg.
Ein physikalisches Wunder, das für die Betroffenen katastrophale Auswirkungen hat. Die Nordbezirke der DDR versinken binnen weniger Stunden unter einem mehrere Zentimeter dicken Eispanzer – die Folge des gefrierenden Regens. Dann setzt ein 78stündiger Schneesturm ein. Nichts bewegt sich mehr. Friedhofsruhe. Rentner, die vom Feiertagskaffeetrinken nach Hause wollen, warten in den Haltestellenhäuschen am Dorfrand vergeblich auf ihre Busse. – Man wird sie erst im Frühjahr finden, als der einsetzende Tau ihr eisiges Grab freigibt.
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