Läuft bei mir schon den ganzen Tag
Ich habe heute mal den ganzen Tag Internetradio an, weil ich mich mal etwas erholen muß und so stieß ich über “Schattenreich” auf einen anderen Sender, der auch Musik der schwarzen Szene spielt aber nicht ganz so düster wie “Schattenreich”, was hier in der linken Sidebar verlinkt ist.
Es handelt sich dabei um “Schwarze Welle – Das Radio mit den besten dunklen Liedern“. Ich bin vollauf begeistert und kann es nur jedem empfehlen, der auch gerne diese Musik hört und/oder gerne mal in diese Musikrichtung hineinhören möchte.
Da kommt echt alles Mögliche. Neuroticfish, Schandmaul, InExtremo, Megaherz, Cruexshadows, Mono Inc., Null+Void feat. Dave Gahan, Holly Loose, Die Krupps, Collapsing New People, ASP, Blutengel, Pink Turns Blue und und und. Das müsst Ihr Euch reinziehen. Das ist besser als jeder scheiß Mainstream, Ballermann und Schlagerrotz, mit dem man im “normalen” Radio traktiert wird. Das ist wie M’era Luna im Radioformat. Gestreamt wird das Ganze aus Gelsenkirchen.
Wenn ich daran denke, was diese Fuckstadt hier an Kultur zu bieten hat, wird mir nur noch übel. Da haben wir eine Stadthalle für zig Millionen und die Kulturverantwortlichen sind nicht in der Lage, etwas Alternatives zum Mainstream anzubieten. Stattdessen holt man sich die Majte Kelly her, die irgendwann mal noch platzen wird und in paar Monaten spielt hier Suzie Quattro, die schon zu meiner Zeit als Jugendlicher mehr als out war und die mittlerweile schon Rente bezieht, ein Wolfgang Petry Spektakel – sowas wie ein Musical, irgendeine Apré Ski Party, als wären wir hier ein Wintersport-Ort mit meterhohem Schnee. So eine Mainstreamscheiße voller Verblödung kotzt mich nur noch an. Ich langweile mich in dieser Stadt hier zu Tode.
Aber auch egal. Hört rein!
Na die Kulturverantwortlichen sind doch meist Ältere und die hören eher diesen 60iger und 70iger Jahre Rock. Das ist wie bei uns diese Musikschultypen, sind zumeist eingebildet und vor allem bleiben die bei dem 60iger / 70iger Jahre Rock hängen, auf den sie auch noch stolz sind. Die kriegen das ja auch so gelernt, und das sind jüngere die den alten Scheiß als was ganz rebellisches und “das beste” kennenlernen. Alles was nach den 70iger kam, blenden die aus, gibts für die nicht, bei Led Zeppelin und Deep Purple ist schluss. Die ganz modernen, hören dazu dann noch diese langweil Toten Hosen und vielleicht kennen sie sogar noch Agnostic Front, hier meistens “Gotta go”. Dass es dazwischen noch was gab und gibt, wissen die wohl nicht, dass die Musik sich in noch viel mehr Spielarten entwickelt hat, ging und geht bei denen vorbei. Da sind immer noch die 70iger mit Deep Purple usw.
Es müsste schon Leute geben, die an anderem interessiert sind und sich um solche anderen Konzerte selber kümmern.
Bei uns organisieren Studenten selber Konzerte in ihrem Club. Manchmal ganz ok, aber auch hier: mehr Bands die alten Rock spielen. In 6-7 Jahren mal eine Nachwuchs Gothic Band (Richtung Cure), oder eine Mainstream “Punk” Band, ansonsten die üblichen Studenten Bands: nachdenkliche, weinerliche, Gitarrenbands. Die Langweiligsten kommen dann öfter und spielen immer wieder.
Die wirklich interessanten waren nur einmal da.
Wenn ich da an die Aufbruchszeit in der DDR, so 86 / 87 denke mit massig völlig anderen Bands aus allen Bereichen und was dann daraus geworden ist, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Kennst du: Die Art? Die hatten früher mal Feuer im Arsch und spielen ihre alten Hits heute wie gelangweilte Opas. War das nicht das, was wir damals gerade nicht wollten? Ein Schatten ihrer selbst. Man müsste selber sowas aufziehen, aber da fehlen die Leute zu. Alles Langweiler geworden, verblödet, verschwunden, angepasst oder was weiß ich. Nachwuchs an interessanten Leuten scheint es nicht mehr zu geben, nichts rebellisches mehr bei der Jugend. Wie ein Loch das entstanden ist und nicht mehr gefüllt wird.
Im Grunde ist man da, wo man vorher schon war. So wie es lange vor 86 / 87, vor der Aufbruchstimmung, vielleicht sogar schlimmer und da passt öder Scheiß wie Deep Purple wirklich wieder zu: “Smmmmmoke on the Waaaater”. Darum bleiben die wohl auch alle dran hängen.
Ich werde ja nun auch schon 49 Jahre, aber so alt wie sich hier die Kulturfuzzies geben, bin ich nicht. Am schlimmsten wars ja als hier noch der ehemalige Torhüter aus tiefen DDR-Zeiten des ansässigen Fußballvereins Verantwortlicher der Stadthalle war. Nur Deep Purple, Uriah Heep, Beach Boys … Die waren bei uns schon “verstorben” als ich noch als 10jähriger Steppke in die Schule ging. Aber seit der in rente ist, kann schon der Silbereisen dort übernachten. Mehr wie Volksmusik und abgehalfterte Alt-Rocker kommen nicht hierher. Dabei fast die Stadthalle 6500 Leute. Das ist ganz ordentlich für so eine kleine Stadt. Max Raabe kommt ab und zu mal – den finde ich ganz ok, aber sonst ist hier tote Hose. Jedenfalls für meine Musik. Wenn ch mir da das Ruhrgebiet anschaue und ich war früher oft dort, das war völlig anders und ist es ja heute auch noch. Hier wird man begafft, wenn man als Mann Kajal und Smokey Eyes und zudem noch schwarzen Nagellack aufträgt.
Ich glaube Kerstin Ott (die Lesbe, die bald nicht mehr lacht) war auch hier. Sowas treibt sich hier herum. Beim Mainstream funktioniert die Musik so: Da ist eine mächtige Industrie mit vieeeeel Geld und diese redet durch Werbung und unterschwelliger Propaganda den Unaufgeklärten ein, was sie gut zu finden haben und was nicht. Das wird denen so lange eingehämmert bis sie selbst glauben, daß es ihr persönlicher Musikgeschmack sei, denn das was alle hören und machen, kann ja nur richtig sein. Wie sang mal Karl Dall? “Diese Scheibe ist ein Hit! – Wann kriegt Ihr das endlich mit? – Diese Scheibe müsst Ihr koofen! – Es ist ‘ne Scheibe für die Doofen.” Und das zieht sich durch alle Lebensbereiche. Nichts mit freier Meinungsbildung wie es immer heißt und propagiert wird. Jeder, der das erkennt und bei dem Irrsinn nicht mehr mitmachen will, wird bekämpft, verlacht, verspottet, ausgegrenzt, als Fortschrittsverweigerer betitelt etc. pp. Bei den Deutschen ganz stark ausgeprägt. Immer anpassen, immer der Gemeinschaft unterordnen, immer mit im Gleichschritt gehen.