Netzteil Telefon
Mein Telefon Sinus 200, das ich noch von meiner verstorbenen Mutter habe, wollte einfach nicht ans Telefonnetz. Das Mobilteil suchte seine Basis, fand aber keine.
Zur Vorgeschichte sei erzählt, daß mein eines Telefon ständig die Akkus innerhalb einer Minute leersaugte, obwohl diese neu waren. Das andere wollte am Display nichts mehr anzeigen und das von meiner Mutter fand seine Basis nicht.
Dieses wollte ich nun aber als Ersatz nehmen, weil das doch eigentlich immer prima funktionierte. Pustekuchen! Das Netzteil war hinüber.
6,5 Volt / 600 mA verlangt die Basis. In meinem Sammelsurium von Netzadaptern fand ich eines mit 7,5 Volt und 0,6A (600 mA). Die Ampere stimmten schon mal und eigentlich sind 1 Volt zuviel auch nicht weiter tragisch, aber das Risiko wollte ich nicht eingehen. Also was tun?
Man berechnet einfach den Widerstand, den man zwischen Pluspol und Verbraucher schaltet, damit 1 Volt abfallen können und das geht so: Man hat also ein Netzteil mit einer Spannung U von 7,5 Volt und einer Stromstärke I von 0,6 A. Wir wollen aber nur 6 Volt Ausgangsspannung haben. Also errechnet man erstmal wieviel Volt abfallen müssen. In meinem Fall waren das 1 Volt. Diese 1 Volt teilt man mun einfach durch 0,6 und erhält den Widerstand R von 1,6 Ohm, den man nur noch zwischenschalten muß.
So ein Widerstand kostet 10 Cent und wenn man keinen zur Verfügung hat, nimmt man stattdessen ein Trimmpoti oder normales Poti. Drehregler sind ja auch nichts anderes als Widerstände, nur daß sie eben regelbar sind. Dazu lötet man den Pluspol vom Netzteil an das mittlere Beinchen des Potis und vom rechten Beinchen geht man zum Verbraucher und stellt dann die gewünschte Voltzahl ein. Den Pluspol bei Netzteilen erkennt man immer daran, daß er eine Markierung hat. Kabel durchschneiden, etwas abisolieren, Widerstand wie beschrieben zwischenlöten, Minuspol auch wieder verbinden, Adapterstecker einstecken und fertig ist die Kiste. Wenn der Stecker nicht passen sollte, dann eben den vom defekten Netzteil großzügig abschneiden und verwenden. Ich hoffe, das ist verständlich genug erklärt. Ich weiß natürlich auch, daß das für Leute, die sich noch nie in ihrem Leben mit Bastelei beschäftigt haben, auch schon wieder böhmische Dörfer sind, aber solche müssen eben neu kaufen.
Es funktioniert! Wieder Geld gespart. Ich renne doch nicht los und gebe wieder Unsummen für ein neues Telefon aus, wenn hier paar solche Teile herumliegen. Die Berechnung funktioniert auch mit anderen Netzteilen. Nur sollte man darauf achten, daß die Ampere übereinstimmen. Bei manchen Geräten sind die Ampere zwar relativ egal, aber ich halte mich da schon an die Vorgaben. Einige Geräte kommen ganz gut mit weniger Ampere aus, aber mehr sollten es auf gar keinen Fall sein.
Ich weiß nicht was ein Telefon heute kostet, weil ich mir das letzte vor 10 Jahren gekauft habe, aber 20; 30 Euro ganz bestimmt und das sind für mich kein Pappenstiel. Ich versuche immer, die Dinge mit den Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, zu reparieren und so lange zu betreiben bis gar nichts mehr geht. Ich hab da meinen großen Karton, wo alle aufbewahrten Netzteile drin sind, meine Bastelkiste und dann gehts los. Meine Fritzbox läuft schon seit 3 Jahren tadellos mit einem Radio-Netzteil (12 Volt / 1 A) und das hat sogar eine austauschbare Feinsicherung. Denn wenn Netzteile kaputt gehen, dann ist es IMMER die kleine Sicherung, die es durchknallt. Da aber heute alles verschweißt und zig Mal verbaut ist, kommt man gar nicht mehr ans Innere eines Netzteiles. Drum sind solche alten Dinger ausgebaut aus Radios usw. goldwert. Der Kapitalist benötigt bei mir viel Überredungskunst, um mir was neues verkaufen zu können. Ich hab auch nicht diesen Belohnungsfaktor wie so manch andere im Kopf, die bei jedem Neukauf irgendwelche Glückshormone ausschütten. Ich bin glücklich, wenn ich wieder etwas mit meinen bescheidenen Mitteln reparieren und weiter verwenden kann.
Heute in den frühen Morgenstunden kam auf Phoenix wieder ein interessanter Beitrag zur geplanten Obseleszenz und mittlerweile wird es offensichtlich, daß die Industrie BEWUSST Schwachstellen in Geräte einbaut, um die Nachfrage durch Neukauf zu sichern.
Ich kann mich noch an meine Kindheit und Jugend erinnern, wo es an der Ecke den kleinen Rundfunkladen mit Werkstatt gab, wo man seine Geräte zur Reparatur brachte. Das hatte sich gelohnt, wenn man die Preise für Neugeräte sah. Aber selbst heute würde sich das immer noch lohnen.
Oder der Schuster, der mal schnell einen neuen Absatz an die Schuhe machte und da fällt mir ein, daß ich sogar noch altes Schusterwerkzeug habe. Vielleicht sollte ich mich mal damit beschäftigen. Denn bisher fiel es mir immer leicht, mir Dinge selbst beizubringen.
Wie dem auch sei, ich bin wieder stolz, daß ich mir paar Euros erhalten habe und nicht wegen einem Telefon wieder losrennen und neukaufen muß.
Mein Chef hat die Bürobeleuchtung auf 12V umgestellt, was ja, da er den Strom von seinen Solarzellen kriegt, erstmal gut ist. Nur läuft, warum auch immer, die auf 24V, was so gelöst wurde, dass 2 12V-Leuchten in Reihe geschaltet werden. Das Problem: wenn eine Lampe ausfällt, sind beide duster und werden beide ausgetauscht. Ich hab aus dem Elektronikschrott aufs Geratewohl 4 LED-Lampen genommen und getestet – 2 waren heil, wie zu erwarten.
12V-LED-Lampen sind ja was Tolles. Viele kannst du bis 9V runterregeln, ohne dass sie sehr viel dunkler werden, verbrauchen aber deutlich weniger. Neulich hatte ich eine, die hat bei 12V 600mA verbraucht, bei 9V nur noch 40mA! Macht ein Zwanzigstel an Verbrauch. Außerdem halten sie länger, weil keine Abwärme anfällt. Heute hab ich eine “kaputte” getestet, die hat bei 12V genausoviel verbraucht wie bei 9V, nämlich 4,8 Watt. War aber irre hell, heller als mein 10W-Strahler.
“Kaputte” LED-Lampen sind ja nicht wirklich kaputt. Meist ist eine LED durch. Oder die Gleichrichterbrücke (weil man den Kunden ja nicht zumuten kann, dass sie nach der richtigen Polung suchen müssen). Bei 220V auch gerne mal der Netztrafo bzw. Schaltnetzteil.
Versuch mal Basteltrines Idee mit den dicken Jochringkernen.
Hallo Schnakenhascher,
hier noch der Hinweis, dass der errechnete Widerstand auch die Verlustleistung abkönnen muß. Die meisten Widerstände aus den käuflichen Widerstandssortimenten sind in der Regel 1/4 Watt Widerstände. Aber lieber was dickeres nehmen und auf der sicheren Seite sein!
Gruß – Daniel
Ja danke für den Hinweis. Deswegen habe ich auch auf ein ausgebautes Trimmpoti zurückgegriffen. Es eignen sich aber auch Widerstände mit einem halben Watt. Was dickeres ist natürlich immer besser.
Warum zur Hölle baut man keine Netzteile mehr, die man öffnen und wo man die Sicherung wechseln kann? So ‘ne kleine Sicherung kostet wenige Cent und damit wäre so ein Netzteil wieder voll funktionstüchtig.
Hallo Daniel,
Ja ein Widerstand setzt auch einen gewissen Teil Leistung um. Will man erfahren, welche Leistung der Widerstand mindestens haben sollte, benutzt man folgende Formel:
Leistung Vorwiderstand (Pv) = Abfallende Vorwiderstandspannung (Uv) x Leistung Verbraucher (Iv)
Pv = Uv x Iv
Pv = 1 Volt x 0,6 A
Pv = 0,6 Watt
Man ist also da mit einem halben Watt oder auch 1 Watt ganz gut bedient.