Regierung will Bienenkiller erlauben
Letztes Jahr verbot Agrarminister Schmidt Pestizide, die Bienen töten. Jetzt gibt er dem Druck von BASF, Bayer und Co. nach – und könnte das Gift schon in den nächsten Tagen wieder freigeben. Mit 200.000 Unterschriften und einer Zeitungsanzeige können wir ihn stoppen.
Frühling – milde Luft, die Sonne gewinnt an Kraft, die Blumen sprießen. Doch wenn die Imker in diesen Tagen ihre Bienenstöcke öffnen, droht den Bienen ein böses Erwachen.
Denn Agrarminister Christian Schmidt (CSU) will das Verbot von so genannten Neonikotinoiden aufweichen. Das sind Pestizide mit einer furchtbaren “Nebenwirkung”: Sie töten Bienen. Seit 2009 ist das Ackergift daher nicht mehr erlaubt. Schmidt selbst begründete das Verbot im letzten Jahr noch mit der Gefahr eines millionenfachen Bienentods – und feierte sich selbst auch noch als Bienenretter.
Doch nun will der Minister die Pestizide teilweise wieder erlauben. Eine Kehrtwende, von der allein Konzerne wie Bayer, BASF oder Syngenta profitieren. Und fällt das Verbot in Deutschland, könnten die Bienenkiller bald in der gesamten EU wieder auf die Äcker kommen. Eine Verordnung, die das Verbot aushöhlt, liegt bereits vor. Schmidt könnte sie in den nächsten Tagen in Kraft setzen. Und dabei hofft er, daß die Öffentlichkeit von seiner Kehrtwende nichts mitbekommt.
Und genau da können wir ihn packen: Sobald wir 200.000 Unterschriften beisammen haben, veröffentlichen wir den Appell gegen die Bienenkiller im “Bayernkurier” – dem Hausblatt der CSU, das auch von vielen Imker/innen und Landwirt/innen gelesen wird. Will Schmidt den Eindruck vermeiden, er sei vom Bienenfreund zum Bienenfeind mutiert, muss er von seinem Plan abrücken.
Seit 2009 werden die Neonikotinoide vom jeweiligen Landwirtschaftsminister jedes Jahr aufs Neue verboten. Auslöser dafür war ein Neonikotinoid der Firma Bayer, das zehntausende Bienenvölker am Oberrhein tötete. Dass Neonikotinoide daraufhin verboten wurden, ist ein großer Erfolg vieler Imker/innen und engagierter Bürger/innen.
Sie erhalten Rückendeckung aus der Wissenschaft. Immer mehr Studien bestätigen, dass Neonikotinoide verboten gehören. Selbst die EU-Lebensmittelbehörde EFSA, nicht für strikten Umweltschutz bekannt, attestiert den Pestiziden ein „hohes Risiko“ für Bienen und andere Bestäuber. Das Gift raubt den Bienen die Orientierung, so dass sie ihren Stock nicht wiederfinden. Ganze Völker können daran zu Grunde gehen.
Das Bienensterben wird weltweit zum Problem – auch durch die vielen Pestizide. In einigen Regionen Chinas sind die Bienen bereits ausgestorben. Dort bestäuben nun Menschen die Blüten der Obstbäume. Keine dauerhafte Lösung: Sterben die Bienen, brechen die Erträge über kurz oder lang ein.
Minister Schmidt geht dennoch einem Ablenkungsmanöver der Chemielobby auf den Leim: Inzwischen sei das Saatgut so behandelt, dass kaum noch Neonikotinoid-Staub in die Umwelt gelangen könne. Doch der Staub ist längst nicht das einzige Problem: Wenn das behandelte Saatgut keimt, gelangen die Pestizide auch in Blätter und Blüten.Dort nehmen die Bienen das Gift dann hochkonzentriert auf. Nur ein komplettes Verbot kann das verhindern – so wie es auch unser Kampagnenpartner, der Berufsimkerverband DBIB, fordert.
Millionen Menschen sind besorgt über das Bienensterben. Gemeinsam demonstrieren jedes Jahr zehntausende Landwirt/innen, Imker/innen und Verbraucher/innen für eine bienenfreundliche Landwirtschaft. Deswegen wäre es für Schmidt auch so peinlich, wenn seine Wandlung jetzt öffentlich würde – und gemeinsam können wir genau das schaffen!
Bestimmt werden einige Dummbeutel sagen “Was gehen mich die Bienen an?”, aber sie gehen uns alle was an. Bienen bestäuben nicht nur Blumen und Obstbäume, sondern auch Futterpflanzen fürs Vieh. Ohne Futterpflanzen kein Fleisch. Bienen bestäuben 80% unserer Nutzpflanzen und viele Wildpflanzen. Bienen sind Ingenieure, Architekten, Meister der Vorratswirtschaft. Sie navigieren und kommunizieren auf hohem Niveau, leisten sich ein komplexes Sozialsystem – und können sogar als Minensucher ausgebildet werden. Außerdem haben Bienen auch den Jungbrunnen für sich entdeckt. Fehlt es einem Volk an Nachwuchskräften, entwickeln sich die älteren Semester zurück ins Jugendstadium. Für den Menschen leisten die Bienen mit ihrer Bestäubung einiges. Sogar der Rinderbraten würde ohne Bienen fad schmecken, denn sie sorgen durch die Bestäubung für artenreiche Wiesen und damit für würziges Heu. Den Job der Biene kann auch kein anderes Bestäuberinsekt übernehmen, da Bienen überaus produktiv sind. Ein Bienenvolk bestäubt täglich mehrere Millionen Blüten. Für die gleiche Leistung benötigt man zum Beispiel 500 Hummelvölker und so viele Hummeln haben wir nicht. Dazu käme der Verlust der Artenvielfalt: Viele Singvögel, Käfer und Insekten ernähren sich nämlich von Pflanzensamen. Doch ohne Bienen keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Samen, ohne Samen weniger Kleinlebewesen, ohne die weniger Vögel und so geht das immer weiter.
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